Erfahrungsbericht zur Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung von Wiebke aus Niedersachsen
Meine Entscheidung den Titel des Steuerberaters zu erwerben habe ich hauptsächlich aus zwei Gründen getroffen:
Zum einen hatte ich beruflich seit langer Zeit das Gefühl, dass ich immer mehr Aufgaben übertragen bekomme, die in das Tätigkeitsgebiet des Steuerberaters fallen, was mir Spaß machte. Zum anderen blieb in der täglichen Arbeit beim Mandanten immer mein persönlicher Eindruck, dass zur vollen Anerkennung sowohl in meiner damaligen Kanzlei als auch bei den Mandanten noch „etwas“ fehlt. Die Arbeit „wie“ ein Steuerberater ist nicht gleichzusetzen mit der Arbeit „als“ Steuerberater. Verglichen mit meinen Kollegen, die den Titel hatten, wurde der Unterschied über einen längeren Zeitraum sehr deutlich. Daher habe ich mich vor zwei Jahren dazu entschlossen den Titel zu erwerben. Nach dem bestandenen Examen kann ich sagen, dass die Wahrnehmung mich nicht getäuscht hat, denn mit Titel wird man ganz anders angesehen, obwohl man vielleicht vorher auch schon sehr ähnliche Aufgaben erledigt hat.
Im ersten Jahr meiner Vorbereitung hatte ich einen Anbieter in Vollzeit gewählt, der in der Nähe meines Wohnortes ist. Ich konnte mir nicht vorstellen, 12 bis 15 Wochen von zu Hause weg zu gehen – diese Entscheidung habe ich bitter bereut und leider zweimal bezahlt. Ich habe im ersten Jahr der Vorbereitung zunächst auch dort Klausuren geschrieben, die bei Weitem nicht das geforderte Niveau hatten. Zwischendurch hatte ich schon ein ungutes Gefühl, dass das nicht reichen könnte – ich habe mich aber entschieden, bei dem Vorgehen zu bleiben und nicht in der ersten Freistellung einen Anbieterwechsel vorzunehmen. Beim Versuch eine Ernstfallklausur zu lösen bin ich dann kläglich gescheitert. Insofern habe ich nach dem ersten Jahr der Vorbereitung entschieden, nicht anzutreten und für das zweite Jahr die bestmögliche Vorbereitung zu wählen, um nicht noch einmal ein Jahr in die Vorbereitung zu müssen. Ich habe den Rückzug nicht bereut – im Gegenteil, die etwas längere Vorbereitungszeit hat bei mir auf Grund der Vielzahl von Fällen dazu geführt, dass der Klausurstoff im Langzeitgedächtnis saß und ich keine Formulierungen auswendig gelernt habe.
Auf den Klausurenfernkurs von KNOLL bin ich durch den Hinweis meiner damaligen Kollegen und Chefs gekommen. Mir wurde von den Klausuren abgeraten (zu schwer und zu umfangreich). Ich habe noch meinen ehemaligen Chef vor Augen, als er sagte „Sie machen sich verrückt.“
Jetzt kann ich darüber nur schmunzeln und ich frage mich, was einen an einer guten Vorbereitung verrückt machen soll. Die Vorbereitung mit dem Schreiben von Klausuren gibt eine enorme Sicherheit, die ich auch während des Ernstfalls im Vergleich zu anderen bemerkt habe. Ohne die Lösungsschemata (x-fach geübt), die Videos zur Klausur und die Erklärungen der Dozenten und Korrektoren hätte ich keine Chance gehabt. Ich war aufgeregt, aber wusste, wenn ich die Aufgaben in Braunschweig genauso wie immer bearbeite, habe ich eine Chance zu bestehen. Dieses Gefühl lässt die Aufregung etwas besser aushalten. Ich habe in der Nacht „davor“ in Braunschweig schlecht geschlafen, aber als die erste Klausur angefangen hatte, war ich in meinem Klausurmodus. Im Ernstfall kommt es darauf an, schnell den Ansatz hinzuschreiben z. B. Tabellenform oder in Fließtext, ohne lange nachdenken zu müssen, wie man die Worte aufs Papier bringt. Genau das wurde in den Videos und Klausuren geübt – Skizze machen, Tabelle aufzeichnen, Ansatz überlegen, kurz nachdenken „wo liegt hier das Problem“, um dann in kurzer Zeit die Lösung aufs Papier zu bringen. Ich empfand diese Herangehensweise als ehrlich gegenüber dem Prüfling, denn die Prüfung ist weder schriftlich noch mündlich angenehm – die konstruktive Kritik in den Korrekturen war sachlich und angebracht und hat mich zum Ziel geführt.
Ich fand es immer bewundernswert, was die Korrektoren aus meiner Klausur alles erkannt haben – als hätten sie beim Schreiben daneben gesessen und gesehen, wo es bei mir noch hakt. Das ermöglichte mir die Nachbearbeitung der Schwachpunkte und das stetige Wiederholen der Aufgaben und Fehlerquellen.
Die Befürchtung, die Vorbereitung bei KNOLL sei zu schwer ist in meinen Augen unangebracht – besser sich zu Hause abmühen und möglichst viele Fälle zu bearbeiten, als einen Alptraum im Ernstfall zu erleben. Die Klausuren haben mich auf hohem Niveau auf genau das vorbereitet, was mich im Ernstfall erwartet hat. Jeder lernt anders und muss seine eigenen Erfahrungen machen. Allerdings konnte ich im Nachhinein nicht nachvollziehen, wie man den leichteren Weg für die Vorbereitung wählen kann, um dort gute Noten zu schreiben, die im Endeffekt doch nichts zählen. Mein Ziel war es, die Klausuren von KNOLL zu bestehen (was mir auch im zweiten Jahr größtenteils geglückt ist), sowie diese unter realistischen Umständen zu schreiben. Das heißt sonntags früh aufstehen, 9 oder 10 Uhr Klausurbeginn, Wecker im Handy stellen, Handy in den Flur legen und sechs Stunden konzentriert schreiben. Keine Ablenkung durch Wäsche, Essen kochen, Putzen oder ständige Nachrichten auf WhatsApp. Was ich in dem zweiten Jahr unbedingt vermeiden wollte ist die Ernstfallsituation, die ohnehin schon nervenaufreibend genug ist (wenig Schlaf und Nervosität), durch eine schlechte Vorbereitung zu verschlimmern. Das ist mir mit meiner Herangehensweise zum Glück gelungen.
Für die mündliche Vorbereitung habe ich mich wieder für KNOLL entschieden, da ich allerdings in Niedersachsen geprüft wurde habe ich parallel mit einem anderen Anbieter aus Hannover gelernt. Diese Kombination hat letztlich zu meinem Bestehen geführt – kurze Zusammenfassungen, die es mir ermöglicht haben, den sehr umfangreichen Stoff in kurzer Zeit zu lernen.
Das wichtigste, was ich aus der schriftlichen Prüfung berichten kann, ist durchzuhalten und einen Partner an seiner Seite zu haben, der starke Nerven hat und auch mal die Ruhe behält, wenn man das selbst nicht mehr schafft – das gilt nicht nur für die schriftliche Prüfung sondern insbesondere für die mündliche. Das war für mich und meinen Partner letztlich die größte Herausforderung und in meinen Augen ist dies nur mit einer guten Vorbereitung möglich.
Vielen herzlichen Dank dafür!
Weiterer Erfahrungsbericht: Mutti wird Steuerberaterin!